Vor zwei Jahrzehnten war die Idee, im Homeoffice zu arbeiten, in Deutschland nahezu nicht umsetzbar. Anfang des 21. Jahrhunderts fehlten schlicht die technischen Voraussetzungen, um von jedem beliebigen Ort der Welt aus remote zu arbeiten. Heute ist es für viele Unternehmen irrelevant, aus welcher Zeitzone oder von welchem Ort aus ihre Mitarbeiter tätig sind. Begriffe wie "Homeoffice im Ausland", "Remote Work" und "Workation" sind inzwischen keine Seltenheit mehr, sondern werden von einer zunehmenden Zahl von Beschäftigten und Unternehmen aktiv gelebt.
Vor einigen Jahren hätte sich Lisa als Marketingmitarbeiterin eines internationalen Konzerns nicht vorstellen können, ihre Arbeit von einer kleinen Stadt in Italien aus zu erledigen. Doch heute ist es Realität. Lisa kann die Mehrwerte eines Lebens in Italien in einem mediterranen Umfeld mit ihrer beruflichen Tätigkeit verbinden. Dank moderner Technologien und flexibler Arbeitsmodelle nutzt Lisa das Homeoffice im Ausland, um ihren Traum von einem Leben in der Toskana zu verwirklichen, ohne ihren Job aufzugeben.
In Deutschland hat sich die Arbeitskultur in den letzten zehn Jahren grundlegend verändert. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten. Die neuen digitalen Möglichkeiten haben nicht nur die Art und Weise beeinflusst, wie wir arbeiten, sondern haben gleichzeitig auch Auswirkungen auf den Lebensstil vieler Beschäftigter.
Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter stehen wie ein Schiffskapitän in unbekannten Gewässern vor der Herausforderung, durch die Mehrwerte und Herausforderungen des mobilen Arbeitens im Ausland zu navigieren. In diesem Artikel erfahren Sie daher die wichtigsten Hintergründe zur Arbeit im Homeoffice im Ausland. Die Abhandlung geht auf die wichtigsten rechtlichen und organisatorischen Anforderungen ein und zeigt auf, wie Unternehmen ihre Belegschaft beim mobilen Arbeiten im Ausland unterstützen können.
Das Konzept des Homeoffice hat sich im Laufe der Jahre auf Basis der Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (DeStatis) erheblich verändert und an Bedeutung gewonnen. Vor allem durch die Corona-Pandemie hat sich der Anteil von Homeoffice signifikant erhöht. Im Jahr 2019, kurz vor der Pandemie, arbeiteten nur 12,9 % der Erwerbstätigen von zu Hause aus. Mit dem Ausbruch von COVID-19 und der daraus resultierenden gesetzlichen Pflicht, Homeoffice anzubieten, stieg Homeoffice rapide an. Bereits im ersten Corona-Jahr 2020 nutzten 21,0 % der Erwerbstätigen diese Arbeitsform.
Im Jahr 2023 hat sich die Situation weiterentwickelt, wobei 23,5 % aller Erwerbstätigen in Deutschland regelmäßig oder temporär von zu Hause aus arbeiteten. 13,2 % arbeiten täglich oder mindestens die Hälfte der Arbeitszeit aus dem Homeoffice, während 10,4 % weniger als die Hälfte der Arbeitstage von zu Hause aus tätig waren.
Ein erheblicher Unterschied zeigt sich zwischen den verschiedenen Beschäftigungsarten. Selbstständige, insbesondere Soloselbstständige, nutzen Homeoffice deutlich häufiger. 53,4 % der Soloselbstständigen arbeiteten 2023 von zu Hause aus, wobei 76,5 % davon täglich oder mehr als die Hälfte der Arbeitszeit im Homeoffice verbrachten. Selbstständige arbeiteten mit einem Anteil von 39,3 % ebenfalls häufiger von zu Hause aus im Vergleich zu abhängig Beschäftigten, bei denen der Anteil bei 21,4 % lag.
Die Nutzung variiert stark nach Berufszweig. Berufe, die überwiegend am Schreibtisch ausgeübt werden, zeigen die höchste Homeoffice-Quote. 48,9 % der Wissenschaftler und 40,5 % der Führungskräfte arbeiteten von zu Hause aus. Im Gegensatz dazu ist der Anteil in Berufen mit Anwesenheitspflicht gering.
Einen intensiven Einblick in das Thema Homeoffice aus Arbeitgebersicht erhalten Sie im folgenden timetape-Artikel: Homeoffice: Arbeitgeberleitfaden zum mobilen Arbeiten
Wie viele Beschäftigte im Homeoffice im Ausland arbeiten, wird vom Statistischen Bundesamt nicht erhoben.
Die PwC-Studie „Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit" gibt jedoch einen Anhaltspunkt zur Relevanz. Sie beleuchtet den Trend des mobilen Arbeitens aus dem Ausland und dessen Bedeutung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Fast zwei Drittel der in der Studie befragten Beschäftigten gaben an, dass Workation im Ausland für sie grundsätzlich infrage kommt. Für 57 Prozent ist die Möglichkeit einer Workation sogar ein entscheidender Faktor bei der Jobwahl. 30 Prozent würden ein Stellenangebot ohne diese Möglichkeit ablehnen. Vor allem in der Generation Z (18 bis 29 Jahre) und in der Generation Y (30 bis 39 Jahre) gaben 80 % und 68 % an, dass Ihnen die Möglichkeit, mobil aus dem Ausland zu arbeiten, wichtig ist.
Es ist zusammenfassend offensichtlich, dass auch das Arbeiten im Homeoffice aus dem Ausland seit der COVID-19-Pandemie an Beliebtheit gewonnen hat. Dies gilt im Besonderen für Homeoffice innerhalb der EU, wo die rechtlichen Rahmenbedingungen oft einfacher zu handhaben sind als bei Homeoffice auf einem anderen Kontinent oder in einer anderen Zeitzone.
Homeoffice im Ausland bietet Unternehmen und Mitarbeitern sowohl Vorteile als auch Herausforderungen. Einer der Hauptvorteile ist die gesteigerte Mitarbeiterbindung. Unternehmen, die ihren Angestellten die Chance bieten, mobiles Arbeiten aus dem Ausland zu nutzen, halten hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeitende langfristig im Betrieb und ziehen neue Talente an. Sie positionieren sich am Arbeitsmarkt als attraktiver und moderner Arbeitgeber.
Zudem können Unternehmen Kosten sparen, da keine Büroräume vorgehalten werden müssen. Ein weiterer Vorteil sind die gesteigerte Motivation und Produktivität der Beschäftigten sowie der Zugang zu einem breiteren Talentpool im In- und Ausland. Dies ist besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von hoher Bedeutung.
Gleichzeitig bringt Homeoffice im Ausland auch rechtliche und organisatorische Herausforderungen mit sich. Zum einen müssen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse beantragt werden. Aus Arbeitnehmersicht können zusätzlich erhebliche Kosten für Visumsanträge, Arbeitserlaubnisse und die IT-Ausstattung entstehen. Arbeitgeber müssen Sicherheits- und Datenschutzrisiken bedenken, wenn Angestellte aus Ländern arbeiten, in denen das Internet weniger stark gesichert ist als in Deutschland.
Unternehmen müssen zudem sicherstellen, dass keine Doppelbesteuerung und rechtliche Probleme wie die Begründung einer Betriebsstätte im Ausland entstehen. Es sind umfassende Prüfungen und klare Richtlinien notwendig, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren.
Entscheidend ist darüber hinaus, dass Unternehmen klare Regeln und Richtlinien aufstellen und entscheiden, wer erster Ansprechpartner für die im Ausland arbeitenden Mitarbeiter ist, um eine reibungslose Umsetzung zu gewährleisten.
Eine Workation ist ein Arbeitsmodell, das die Konzepte von Arbeit und Urlaub miteinander verbindet. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „work“ (Arbeit) und „vacation“ (Urlaub) zusammen.
Bei einer Workation arbeiten Beschäftigte für einen bestimmten Zeitraum von einem Urlaubsort im In- und Ausland, während sie weiterhin ihre beruflichen Aufgaben erfüllen. Beliebte Orte für eine Workation kombinieren die Vorteile von Arbeit und Urlaub, indem sie attraktive, inspirierende Umgebungen bieten, in denen man produktiv sein kann.
In Europa sind die Hauptstädte Lissabon (Portugal), Barcelona (Spanien) oder auch Kopenhagen (Dänemark) und Berlin typische Workation-Destinationen. Touristenorte wie Mallorca, Ibiza oder die türkische Riviera erfreuen sich ebenfalls gesteigerter Beliebtheit. Im internationalen Ausland werden Bali (Indonesien), Baja California Sur (Mexiko), Kapstadt (Südafrika) oder auch Buenos Aires (Argentinien) geschätzt.
Eine Workation ist zeitlich limitiert. In den meisten Fällen arbeiten Mitarbeiter im Rahmen einer Workation für einige Woche oder ein bis drei Monate aus dem Ausland. Sie kehren nach der Workation an ihren angestammten Arbeitsplatz zurück.
Im Gegensatz dazu ist die Arbeit aus dem Homeoffice im Ausland nicht zeitlich reglementiert. Mitarbeiter, die aus dem Homeoffice im Ausland arbeiten, haben ihren ersten Wohnsitz nach Italien, Spanien, Indonesien oder in ein anderes Land verlegt und arbeiten dauerhaft remote.
Arbeitnehmer haben kein grundsätzliches Recht auf Homeoffice im Ausland. Aus diesem Grund ist es für beide Vertragsparteien sinnvoll, genau festzulegen, wie die Arbeit im Homeoffice im Ausland ausgestaltet wird.
Bei der Arbeit im Homeoffice im Ausland sind rechtliche Aspekte wie das Arbeitsrecht, das Aufenthaltsrecht, das Steuerrecht und das Sozialversicherungsrecht im Zielland zu prüfen und entsprechende Genehmigungen einzuholen. Sozialversicherungsregelungen variieren je nach Aufenthaltsland und müssen vorab geklärt werden.
Steuerlich könnte die Tätigkeit im Ausland als Betriebsstätte gelten, was Verpflichtungen für das Unternehmen nach sich zieht. Aus diesem Grund sind nationale Vorschriften und Doppelbesteuerungsabkommen zu prüfen. Je nach Land und Dauer des Aufenthalts können unterschiedliche Steuerpflichten entstehen. Für eine Tätigkeit von bis zu sechs Monaten innerhalb der EU sind die Regelungen meist unkompliziert. Datenschutz- und Arbeitsschutzvorschriften des Aufenthaltsstaates müssen ebenfalls beachtet und Unternehmensrichtlinien angepasst werden.
Es ist empfehlenswert, die Bedingungen der Auslandstätigkeit in einer Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag festzuhalten. Insgesamt sind eine sorgfältige Planung und rechtliche Absicherung notwendig, um gesetzlichen Anforderungen und betrieblichen Interessen gerecht zu werden. Eine individuelle Prüfung der Umstände hilft Unternehmen und Mitarbeitern, Haftungsrisiken zu vermeiden.
Der Arbeitgeber kann aufgrund seines Direktionsrechts bestimmen, von wo aus ein Mitarbeitender seine Aufgaben erfüllt. Ist eine Tätigkeit aus dem Ausland nicht gewünscht, sollte dies klar kommuniziert und vertraglich festgelegt werden.
Wie lange man aus dem Homeoffice im Ausland arbeiten darf, hängt von den arbeitsrechtlichen und steuerlichen Bestimmungen des jeweiligen Ziellandes ab. Innerhalb der EU sind bis zu sechs Monate unproblematisch, beispielsweise im Rahmen einer Workation.
EU-Bürger haben das Recht, in jedem EU-Mitgliedsstaat zu arbeiten. Dabei müssen jedoch die arbeitsrechtlichen Regelungen im jeweiligen Zielland beachtet werden.
Viele internationale Konzerne und innovative Start-ups bieten die Möglichkeit des mobilen Arbeitens an. Eine fortschrittliche Unternehmenspolitik und flexible Arbeitsmodelle sind in vielen Branchen entscheidend, um Talente zu gewinnen und auf globalisierten Märkten zu bestehen.
Homeoffice im Ausland bietet zahlreiche Mehrwerte für Unternehmen und Mitarbeitende. Gleichzeitig erfordert es eine sorgfältige Planung und Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen. Mit der richtigen Herangehensweise kann es zu einer Win-win-Situation für beide Seiten werden.
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