Ein BEM Gespräch muss durchgeführt werden, sobald ein Mitarbeiter mehr als 6 Wochen in einem Kalenderjahr erkrankt ist. Das BEM Gespräch ist ein integraler Bestandteil des betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) und fokussiert sich darauf, den Wiedereinstieg von Mitarbeitern nach längerer Krankheit optimal zu gestalten. Dabei ist es essenziell, dass das BEM Gespräch zeitnah nach der sechswöchigen Krankheitsphase terminiert wird, um den Wiedereingliederungsprozess effizient zu starten.
Motivation und Zufriedenheit spielen im beruflichen Umfeld eine wesentliche Rolle. Nicht immer fühlen sich Mitarbeitende jedoch respektiert und wertgeschätzt. Wie der Spiegel am 14.03.2024 titelte, haben mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland innerlich gekündigt. Das ist das Ergebnis der Langzeitstudie »Gallup Engagement Index Deutschland, die seit 2001 veröffentlich wird.
Einer dieser demotivierten Mitarbeiter ist Michael, ein erfahrener Produktionsmitarbeiter bei einem bekannten Automobilhersteller. Trotz seiner hervorragenden Leistungen fühlte sich Michael am Arbeitsplatz nicht wertgeschätzt, insbesondere nachdem er bei einer Beförderung übergangen wurde. Diese Enttäuschung führte dazu, dass Michael innerlich gekündigt hat. Seine innere Einstellung und seine fehlende intrinsische Motivation zeigen sich vor allem in häufigen Krankmeldungen an Freitagen, Montagen und vor Feiertagen. Außerdem brach sich Michael einen Fuß und fiel mehr als 6 Wochen krankheitsbedingt aus.
Sein Arbeitgeber lud Michael daraufhin im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements zu einem BEM Gespräch ein. In einem offenen und ehrlichen Gespräch erhielt Michael nicht nur die Möglichkeit, über seinen Unfall zu sprechen, sondern auch seine Unzufriedenheit über die internen Abläufe auszudrücken und seine Ideen einzubringen. Durch den konstruktiven Dialog konnte Michael seinen inneren Antrieb wiederfinden und im Job neu durchstarten. Mittlerweile ist Michael Abteilungsleiter im Unternehmen und gehört zu den besten Führungskräften seiner Abteilung.
Dieses zugegeben fiktive Beispiel verdeutlicht, dass es wichtig ist, respektvolle und unterstützende Arbeitsumfelder zu schaffen und die Kommunikation mit seinen Mitarbeitern aufrechtzuerhalten. Zum anderen wird klar, dass das gesetzlich vorgeschriebene betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ein wirksames Modell der Wiedereingliederung nach langer Krankheit sein kann.
Eine umfassende Beschreibung des BEM-Verfahrens finden Sie im timetape-Artikel: Betriebliches Eingliederungsmanagement BEM: Was Unternehmen wissen sollten
Ein BEM Gespräch ist ein zentrales Element des betrieblichen Eingliederungsmanagements. Arbeitgeber und Arbeitnehmer setzen sich ergebnisoffen und mit positiver Zielstellung zusammen, um gemeinsam die Ursachen der Arbeitsunfähigkeit zu analysieren und nach Lösungen zu suchen. Die folgenden Schritte sind bei der Planung und Durchführung eines professionellen BEM-Gesprächs essenziell:
Mitarbeiterzentrierte Führungskräfte kennen ihr Team. Fällt auf, dass ein Mitarbeiter immer wieder krankheitsbedingt fehlt und der Beschäftigte länger als 6 Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig war, sollte ein BEM Gespräch terminiert werden. Da in diesem Fall die Vorgaben des § 167 SGB IX eingehalten werden, verhält sich der Arbeitgeber mit der Terminierung des BEM Gesprächs gesetzeskonform.
Formal entscheidend ist, dass der Arbeitgeber dem betroffenen Mitarbeiter offiziell und schriftlich mitteilt, dass ein BEM-Gespräch geplant ist. Diese Einladung sollte klar die Ziele des BEM darlegen und die Freiwilligkeit der Teilnahme betonen.
Sehr geehrter Herr Meier,
wir laden Sie hiermit im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements zu einem BEM Gespräch ein. Ziel des Gesprächs ist es, gemeinsam Wege zu finden, um Ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit langfristig zu sichern und Ihre berufliche Situation zu verbessern.
Das Gespräch findet am 20.09.2024 um 13.30 Uhr im Besprechungsraum 324 in unserem Headquarter Haus 4723 statt. Bitte bestätigen Sie uns Ihre Teilnahme oder schlagen Sie bei Bedarf einen alternativen Termin vor.
Praxistipp: Neben der schriftlichen Einladung ist es ebenfalls wichtig, interne Richtlinien zu beachten und sicherzustellen, dass alle relevanten Akteure, beispielsweise der Betriebsrat oder die Schwerbehindertenvertretung in das Gespräch eingebunden sind.
Das tatsächliche Gespräch sollte in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre stattfinden. Der Arbeitgeber sollte dem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, Hintergründe über seine langfristigen Fehlzeiten im Jahr offenzulegen. Diskretion und Datenschutz sollten zu jeder Zeit beachtet werden. Es sollte gemeinsam erarbeitet werden, welche Maßnahmen zu einer erfolgreichen Wiedereingliederung führen können.
Wichtig: In manchen Fällen liegen die Gründe für langes Fehlen am Arbeitsplatz auf der Hand. Eine chronische oder psychische Erkrankung wie eine Depression, ein Burn-out oder eine Krebserkrankung können lange Genesungsphasen nach sich ziehen. Mitarbeiter mit derartigen Herausforderungen benötigen Zuspruch und praktische Hilfe. Summieren sich die mehrwöchigen Abwesenheiten allerdings aus vielen kurzfristigen Fehlzeiten, können offene Fragen helfen, die wirklichen Gründe für die Fehlzeiten herauszufinden.
Mit diesem strukturierten Ablaufplan, der je nach Unternehmen und Position angepasst werden sollte, zeigen Arbeitgeber Dialogbereitschaft. Mit gezielten offenen Fragen fördern Führungskräfte ein produktives Gespräch, das darauf abzielt, eine nachhaltige Lösung zur Verbesserung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit des Mitarbeiters zu finden.
Nach dem BEM Gespräch sollten alle vereinbarten Maßnahmen schriftlich dokumentiert und ein Umsetzungsplan erstellt werden. Führungskräfte stehen in der Verantwortung, den Mitarbeiter zu fördern und gleichzeitig zu fordern. Sie müssen dafür sorgen, dass Maßnahmen und Hilfestellungen umgesetzt werden. Regelmäßige Follow-up-Termine sind entscheidend, um den Fortschritt zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
BEM Gespräche und Feedbackgespräche werden beide zwischen dem direkten Vorgesetzen und einem Mitarbeiter geführt. Trotzdem unterscheiden sich reguläre Mitarbeitergespräche in ihrer Zielsetzung und ihrem Kontext erheblich von einem BEM Gespräch.
BEM Gespräche als Teil des betrieblichen Eingliederungsmanagements zielen darauf ab, Mitarbeiter nach längerer Krankheit reibungslos in den Arbeitsprozess zu reintegrieren. Sie konzentrieren sich auf die Analyse von Arbeitsbedingungen und die Anpassung an individuelle gesundheitliche Bedürfnisse, um die Rückkehr zur Arbeit zu erleichtern.
Im Gegensatz dazu sind Feedbackgespräche regelmäßige Kommunikationsinstrumente, die auf die Leistungsbewertung und die berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter abzielen. Während Feedbackgespräche oft proaktiv und zukunftsorientiert sind, um Stärken zu fördern und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen, sind BEM Gespräche reaktiv und werden situationsbedingt terminiert. Ein BEM Gespräch wird notwendig, wenn ein Mitarbeiter langzeitkrank war und seine gesundheitlichen Herausforderungen einer erfolgreichen Tätigkeit im Wege standen.
Beide Gesprächsarten erfordern eine sensible und unterstützende Herangehensweise, unterscheiden sich jedoch durch ihren Fokus:
Es ist für Führungskräfte wichtig, die Unterschiede zu verstehen, um im BEM Gespräch die richtigen Fragen zu stellen und die Erkrankung nicht mit der Leistung am Arbeitsplatz und der persönlichen Entwicklung in Verbindung zu bringen.
Das Hauptziel des BEM besteht darin, einem Mitarbeiter nach längerer Krankheit eine reibungslose Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess zu ermöglichen. Das betriebliche Eingliederungsmanagement zielt darauf ab, die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen, den Arbeitsplatz zu sichern und zukünftige Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden. Dabei wird auf individuelle Bedürfnisse eingegangen, um passende Maßnahmen zu erarbeiten, die zur nachhaltigen Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit beitragen.
Die Teilnahme am BEM-Verfahren und am eigentlichen BEM Gespräch ist für Beschäftigte freiwillig. Obwohl der Arbeitgeber verpflichtet ist, das Verfahren anzubieten, können Beschäftigte selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen möchten. Diese Freiwilligkeit gewährleistet, dass die Mitarbeitenden selbst über ihre gesundheitlichen Belange und die daraus resultierenden Maßnahmen bestimmen können.
Im Zuge eines BEM können verschiedene Anpassungen am Arbeitsplatz vorgenommen werden, um die gesundheitsbedingten Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Dies kann die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes, die Bereitstellung technischer Hilfsmittel oder sogar die Versetzung in einen anderen Arbeitsbereich umfassen. Ziel ist es, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er den individuellen Anforderungen gerecht wird und eine Rückkehr zur Arbeit erleichtert.
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